Mosten in Hülben
Frischer Most – oifach ebbes Guad´s
Tradition wird im Hause Reichert hoch gehalten. Was in Sachen Apfelernte und Mosten aufgebaut wurde, wird hochgealten und heute in dritter Generation in Hülben weitergeführt.
Die alte Apfelpresse im Hause Reichert stammt aus dem Jahr 1935. Sie wird gehegt, gepflegt aber auch ständig gewartet. „Wenn früher die Saison losging, hat Opa bis in die Nacht hinein gemostet“, erinnert man sich hier im Haus. Es herrschte Hochbetrieb.
Früher trank man Most, man hatte nichts anderes
„Früher trank man eben größtenteils nur Most“, weiß Birgit Reichert heute. „Man hatte nichts anderes“. Heute sterben die Mosttrinker eher aus. Wenn bei jungen Menschen gar noch ein 100-Liter-Fässle im Keller zu finden ist, so sei das nicht nur selten, sondern schon ganz schön viel, sagt Reichert. „Vor Jahren waren das noch ganz andere Dimensionen und Fassgrößen“.
Das „Mostbuch“ von Opa ist ein ganz besonderes
Das „Mostbuch“ von Opa Reichert ist deshalb ein ganz besonderes Buch, das über Jahrzehnte alles geduldig festgehalten hat. Wer, wie viele Äpfel brachte oder einst Fässer Most nach Hause nahm, wurde darin von ihm fein säuberlich niedergeschrieben und archiviert. Auch wie die Apfelernte der letzten Jahrzehnte ausfiel, ist herauszulesen. Nachzuschlagen ist darin ebenso, dass „Großvater gemostet hat, da hat´s schon geschneit“, sagt Birgit Reichert über frühe Wintereinbrüche.
Mosten ist ein kaltes Geschäft
Überdies: „Mosten ist ein kaltes Geschäft, wo viel kaltes Wasser fließt“, gibt sie zu bedenken und schüttelt sich innerlich. Ende September bis Anfang Oktober geht es los mit dem Mosten. „Dann treffen hier wieder die Generationen aufeinander, das ist sehr nett“, freuen sich alle in der Bäckersfamilie. Bisher seien die Anmeldungen noch ungewöhnlich mau, vermutlich weil viel Obst durch Hagel kaputt gegangen ist, mutmaßt Reichert. Immer acht Zentner Äpfel füllen die Presse. „Dann ist die Presse voll und optimal bestückt. Das Ganze dauert dann rund 20 Minuten, bis süßer Most fließt“, sagt Reichert, deren Gatte Bernd sich nicht nur das Wissen rund um´s Mosten von den Stammhaltern im Haus angeeignet hat, sondern zwischenzeitlich ebenso in ihre Gummistiefel und Wachsschürze hineingewachsen ist, wie sie lachend berichtet.
Text: Patricia Kozjek