Gegenstrategie zur Armutsfalle Pflege
Armutsfalle Pflege: Tipps zur richtigen Absicherung
Für die meisten Frauen ist Pflege so arbeitsintensiv wie ein Halbtagsjob. Eine häufige Folge: Frauen stecken im Beruf zurück – mit entsprechenden Konsequenzen für ihre eigene Altersversorgung. Dies und vieles mehr dokumentiert die R+V-Studie „Weil Zukunft Pflege braucht“, die auf einer repräsentativen Umfrage des Allensbach-Instituts von Ende 2012 beruht.
Jutta, 52, ist am Ende ihrer Kräfte. Schon seit Jahren pflegt sie ihre Schwiegermutter, und zwar neben ihrem Vollzeitjob. „Einkauf, Haushalt, Pflege, Behördengänge – das geht so nicht weiter.“ Dies ist Jutta in den vergangenen Monaten immer stärker bewusst geworden, und sie hat eine Entscheidung getroffen: „Ich reduziere jetzt die Arbeitszeit, auch wenn ich dann weniger verdiene.“
So wie Jutta geht es immer mehr Bundes-bürgern. 27 Millionen Menschen in Deutschland werden voraussichtlich in spätestens zehn Jahren einen Pflegefall
in der Familie haben. Bereits heute sind es zehn Millionen, weitere 17 Millionen rechnen in den nächsten fünf bis zehn Jahren damit. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der R+V Versicherung auf Basis einer repräsentativen bundesweiten Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach. Hinter diesen Zahlen verbergen sich aktuell bereits rund 2,5 Millionen Pflegebedürftige – bis 2030 steigt diese Zahl nach offiziellen Schätzungen auf 3,4 Millionen. Gerade das Thema Pflegeabsicherung ist aber bisher in der Bevölkerung noch nicht richtig angekommen. Die gesetzliche Pflegeversicherung, von der viele glauben, sie reiche im Pflegefall aus, hat jedoch nur einen „Teilkasko“-Charakter. Sie trägt allenfalls einen Teil der anfallenden Pflegekosten. Die Folge: Im Pflegefall geht es schnell ans Eingemachte.
Nachfolgend daher einige Tipps, wie man die „Armutsfalle Pflege“ erkennt – und rechtzeitig gegensteuern kann.
Pflege betrifft alle – vor allem die Frauen
Pflege findet heute überwiegend in der Familie statt: 62 Prozent der Deutschen, die pflegebedürftige Angehörige haben, kümmern sich selbst um deren Pflege. Und die liegt in der Mehrzahl in der Hand von Frauen. Mehr als ein Drittel von ihnen stemmt die häusliche Pflege ganz allein. Eine „typische Pflegende“, so die Studie, ist 61 Jahre alt, verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder, pflegt länger als drei Jahre und ist nicht berufstätig.
Auch das zeigt die Studie überdeutlich: Häusliche Pflege kostet Zeit, Kraft, Nerven – und jede Menge Geld. Weil viele Frauen die Arbeitszeit reduzieren oder ganz aus dem Beruf aussteigen, sinken nicht nur ihre Einnahmen, sondern auch die Höhe ihrer späteren Rentenzahlungen. Die Folge: Der finanzielle Freiraum im Alter schrumpft. Hinzu kommt: Aufgrund ihrer durchschnittlich fünf Jahre längeren Lebenserwartung sind fast doppelt so viele Frauen wie Männer im Alter ein Pflegefall. Somit ist Pflege eine immer größer werdende – und sogar doppelt gefährliche „Falle“ speziell für Frauen. Gerade sie sollten sich daher besonders intensiv dem Thema Pflege-Vorsorge widmen. Dabei sind insbesondere folgende Themen besonders „unter die Lupe“ zu nehmen:
1) Fokus Gehalt
Frauen verdienen deutlich weniger als Männer, oft sogar in gleicher Position. Ihr Bruttostundenlohn ist im Schnitt 22 Prozent niedriger. Denn viele ergreifen typische „Frauenberufe“: Friseurin, Verkäuferin, Erzieherin, Krankenschwester – alle mit eher geringem Einkommen. Oder sie arbeiten Teilzeit. Die Folge: Frauen zahlen niedrigere Rentenbeiträge und bekommen später weniger Rente.
2) Fokus Kinder
Für die Erziehung der Kinder steigen Frauen häufig ganz oder teilweise aus dem Job aus. Frauen erreichen damit insgesamt weniger Berufsjahre als Männer. Die Folge: Weniger Erwerbsjahre bedeuten weniger Rente.
3) Fokus Trennung
Frauen, die sich auf die Rente ihres Ehemanns verlassen, bleibt nach einer Scheidung – trotz Rentenansprüchen an den Ex-Mann – häufig zu wenig Geld fürs Alter. Hinzu kommt: Lange berufliche Auszeiten, beispielsweise durch Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen, erschweren nach einer Scheidung den Wiedereinstieg in den Job.
4) Fokus Lebenserwartung
Frauen leben länger als Männer, im Durchschnitt fünf Jahre. Frauen haben also nicht nur eine niedrigere Rente, sondern müssen auch noch länger damit auskommen.
Nachfolgend nun noch vier Vorsorge-Tipps zum Thema Pflege:
Pflegekosten nicht unterschätzen
Pflege kostet – über einen längeren Zeitraum sogar sehr viel Geld. Bei einer monatlichen „Lücke“ in den Pflegekosten von beispielsweise 1.500 Euro, die im Falle einer stationären Pflege privat getragen werden müssen, summiert sich das pro Jahr auf 18.000 Euro. Eine längere Pflegezeit kann so das Familienvermögen aufzehren.
Auf Eigenvorsorge setzen
Was immer noch viele nicht wissen: Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt nur einen Teil der Kosten, ist also nicht mehr als eine „Teilkasko“. Dringend zu empfehlen ist deshalb eine private Pflege-Zusatzversicherung, die die Lücke schließt.
Möglichst früh damit anfangen
Das Pflegerisiko ist keine Frage des Alters. Zwar steigt es mit jedem Lebensjahr an. Aber auch durch Unfall oder Krankheit kann man jederzeit zum Pflegefall werden. Jeder sechste Pflegebedürftige ist jünger als 65 Jahre. Dabei lohnt sich früh anfangen gleich doppelt: Wer sich schon in jungen Jahren für eine private Pflege-Zusatzversicherung entscheidet, sichert sich frühzeitig gegen das Pflegerisiko ab und profitiert zugleich von wesentlich günstigeren Beiträgen.
Pflege-Förderung nutzen
Auch in der Politik ist das Thema Pflege als Problem erkannt worden: Seit 2013 gibt es deshalb die freiwillige Möglichkeit, zusätzlich eine staatlich geförderte Pflegeabsicherung abzuschließen – den „Pflege-Bahr“. Den geförderten „Pflege-Bahr“ gibt es bereits seit Jahresbeginn – ein Grund mehr, sich jetzt detailliert mit dem Angebot und den Vorschlägen der Berater der Volksbank Metzingen – Bad Urach eG auseinanderzusetzen. Fazit: Pflege ist ein sensibles Thema. Und Pflegevorsorge ist zu wichtig, um sie „zwischen Tür und Angel“ zu entscheiden. Lassen Sie sich daher in Ihrer Volksbank umfassend beraten. Denn die Pflege-Vorsorge ist nur einer von mehreren Bausteinen der eigenen Zukunftsvorsorge. Letztlich soll alles optimal zusammen passen.
Informationen:
Stichwort Studie „Weil Zukunft Pflege braucht“:
Weitere Infos und einen Download der Studie gibt es unter www.weil-zukunft-pflege-braucht.de
Stichwort „Pflege-Bahr“:
Ab 2013 werden private Pflegeversicherungen gefördert, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Dann gibt der Staat bei einer monatlichen Mindestvorsorge von zehn Euro jeweils fünf Euro dazu – also 60 Euro jährlich.
Diese Förderung ist richtig und wichtig; aufgrund der gesetzlichen Vorgaben an den „Fördertarif“ sind jedoch die Leistungen begrenzt und es verbleibt eine erhebliche Versorgungslücke, die sich durch Ergänzungen aber schließen lässt. Es empfiehlt sich daher das Gespräch mit den Beratern der Volksbank Metzingen – Bad Urach und der Süddeutschen Krankenversicherung SDK.