Die Archäologischen Gruppe am Heidengraben
Das große Puzzeln im ehemaligen Gemeindehaus
In den Räumlichkeiten der Archäologischen Gruppe von FAKT in Erkenbrechtsweiler stapeln sich seit einiger Zeit jede Menge Eimer und Holzkisten mit Überresten einer römischen Ausgrabung: Rund eine Tonne an Funden hat das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart den Spezialisten von der Vorderen Alb zur Sichtung überlassen.
„Das ist eine Lebensaufgabe“, sagt Gruppenleiter Franz Weiss. Die Funde stammen von einer Ausgrabung in Stuttgart, genauer beim Römerkastell in Bad Cannstatt. Am Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. waren dort rund 500 römische Reiter stationiert. In der Umgebung des Kastells entstand eine Zivilsiedlung mit rund 2500 Einwohnern. Die Funde, die nach Erkenbrechtsweiler gegeben wurden, sind aber eindeutig militärischen Ursprungs. „Es ist praktisch alles beschriftet. Das war so bei den römischen Soldaten: Es konnten die größten Barbaren sein, aber die Heeresleitung war stets darauf bedacht, dass alle lesen und schreiben konnten“, erklärt Franz Weiss.
Mit dem Ende der Ausgrabung im Herbst des vergangenen Jahres kam die Anfrage an die Archäologische Gruppe, ob sie einen Teil der Funde nicht sichten könnten. Eine Premiere, die Weiss und Co sehr gefreut hat: „Das ist das erste Mal, dass ein Fund dieser Art von uns wissenschaftlich bearbeitet wird. Da zeigt sich doch, dass das Landesamt für Denkmalpflege weiß, was es an uns hat.“ Bislang haben die Mitglieder nur einen Bruchteil der Fundstücke gesichtet. Dabei steht zuerst waschen auf dem Programm. Ganz vorsichtig nur mit viel Wasser wurde zunächst ein kleiner Teil der Scherben, Knochen und sonstigen Überreste der römischen Besatzung gereinigt und in gesonderte Kisten abgelegt. Danach stand das große Puzzeln im ehemaligen Gemeindehaus von Erkenbrechtsweiler auf dem Programm. Bislang konnten schon einige Keramikstücke teilweise rekonstruiert werden. „Es sind Gefäße ganz unterschiedlicher Stilrichtungen hervorgekommen“, erzählt der Gruppenleiter. Meist Dinge aus dem Alltag der Soldaten wie Schüsseln, Teller und Krüge. Ist rund die Hälfte eines Gefäßes wieder beisammen, gilt es als restaurierbar. Besonders spannend sind auch die tierischen Überreste – anhand der Knochen kann nachvollzogen werden, welche Tiere im Kastell zu Cannstatt gehalten wurden. „Der Römer an sich hat so ziemlich alles gegessen“, sagt Franz Weiss. Welche Schätze noch im großen Rest schlummern wird sich zeigen: „Wir haben keine Eile, aufgrund der Menge wird das alles noch eine ganze Weile dauern.“ Ist der Fund komplett gesichtet, gehen die Stücke ins zentrale Fundarchiv des Landes in Rastatt. „Ich bin schon gespannt, ob wir vielleicht dann doch noch das eine oder andere Stück restaurieren sollen“, freut sich Franz Weiss schon auf neue Aufgaben.
Informationen:
FAKT e.V.
www.fakt-heidengraben.de
www.heidengraben.com
Telefon: 07026 / 3710077
Text: Kerstin Dannath