Eiermarkt in Gomadingen-Dapfen
Eier als Symbole des Lebens
Ob Hühner-, Wachtel-, Enten- oder Gänseeier – alle 10 000 Eier haben den gleichen Werdegang, bevor die zerbrechlichen Kunstwerke auf dem beliebten Eiermarkt in Dapfen in der Martinskirche ausgestellt werden können. Es wird gebohrt, ausgeblasen, sorgfältig von innen und außen geputzt und mit Sandpapier geschliffen, bevor sich die emsigen „Eierfrauen“ gleich weitere Wochen lang ans bemalen, beschriften, marmorieren oder schmücken der Eier machen.
„Eier sind Symbole des Lebens“, erklärt Ideengeberin Ursula Bogner-Kühnle aus Dapfen. Kränze stünden dabei symbolisch für den Sieg. „Jesus hat den Tod am Kreuz besiegt“, erläutert sie. Mit einem 0,1 mm-Tuschestift ist sie zu Beginn des neuen Jahres täglich viele Stunden damit beschäftigt, Psalmen und Bibelworte in altdeutscher Schrift und akribischer Sorgfalt, auf´s Ei zu bringen.
„Es sind segensreiche Worte, die der Seele guttun, keine Bibelworte mit Forderungen“, unterstreicht die Pfarrersfrau, die „viel helles Licht“ für ihre feingliederige Arbeit braucht.
Und: „Wenn man einen Psalm zehnmal schreibt, tut das gut und kommt anders bei einem an“. „Dapfener Brauchtumseier“ sind weltweit beliebt und mit den Jahren bis nach Japan, Grönland, (Süd-)Amerika oder in die europäischen
Nachbarländer, Australien und afrikanischen Länder gereist, verrät sie. Viele der Kreativen im Team sind schon Jahre dabei, immer wieder kommen neue Frauen dazu. Gut je sechsmal treffen sich die fünfzehn Eierfrauen alleine nur zum Eierputzen und Färben, erzählen sie. Während sich Beate Bauer ganz dem feinen Bemalen von Wachteleier (zwischenzeitlich auch „BauraEier“ genannt) verschrieben hat, konzentriert sich die Münsinger Künstlerin Heidi Stiegler auf bunte Blumenwiesen in mattem Acryl.
Insgesamt zu Bruch gehen erstaunlich wenig Eier, wie sich die Frauen selbst wundern. Auch beim 22. Dapfener Eiermarkt, der heuer vom 9. März bis Karfreitag geöffnet ist, hoffen die „Eierfrauen“ selbstverständlich darauf, ausverkauft zu sein. „Oft sind wir schon zehn Tage vor Ostern ausverkauft, das Ganze zieht große Kreise“, merken sie an. Mit dem eingenommenen Geld wurden in der Vergangenheit Bilder restauriert oder beispielsweise die Orgel der Kirche renoviert. Schließlich reisen zum Dapfener Eiermarkt zwischenzeitlich ganze Busse an, wie Bogner-Kühnle in diesem Zusammenhang bemerkt.
Beliebte Kreuzweg-Führungen und Meditationen der Hausherrin selbst, runden den Besuch in Dapfen dabei ab. „Der Leidensweg Jesu, jede Station des Kreuzwegs, spricht in unsere Zeit hinein“, sagt sie.
„Viele Menschen finden hier Trost, Freude und Hoffnung zugleich“, erlebt sie. „Es ist eine gegenseitige Begeisterung und ein riesengroßer Segen“, sagt Bogner-Kühnle.
Text & Fotografie: Patricia Kozjek
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