125 Jahre Kindergarten Hülben
Gegründet als „Schüle“ von Ortspfarrer Gottlob Lang
Mit einer Armee Holzsoldaten, 16 Bänken und 75 Puppen trat der Kindergarten in Hülben, der erste im Ort, seinen historischen Lauf an. Damals wusste wohl keiner, wohin die Reise geht. Das pädagogische Konzept jedenfalls, hat sich seit 1888 gewaltig verändert.
Schon im Jahr 1866 wurde im Kirchenkonvent die Gründung einer Kleinkinderschule besprochen. Die Anregung fiel bereits damals auf fruchtbaren Boden, obschon „Haupthindernisse“ der sofortigen Ausführung letztlich im Wege standen. Es fehlte erstens das „geeignete Lokal“, noch war klar, wie man die Kosten dazu aufbringen wollte. „So begann vieles in Hülben. Hindernisse waren da, aber man ging der Sache nach und ließ nicht locker“, dokumentiert das Hülbener Heimatbuch an dieser Stelle.
10 Pfennige pro Woche
22 Jahre später sollte das Ziel erreicht sein. Als Pfarrer Lang 1888 die Initiative ergriff, setzte er das Projekt zunächst auf eigene Rechnung um. Er baute „privatim“, wie es im Geschichtsbuch so schön niedergeschrieben steht. Für das erste Kind bezahlten Eltern damals zehn Pfennig pro Woche, für zwei Kinder 15 und 20 Pfennige für drei. Hauptsächlich während der Erntezeit standen die Buben und Mädchen schon um 7 Uhr an der Türe und blieben bis zum Abend im sogenannten „Schüle“. Bis zu 120 Kinder besuchten den Kindergarten zu jener Zeit regelmäßig. Wie die ersten Einrichtungsgegenstände aussahen, wurde im Hülbener Heimatbuch dokumentiert. Darunter waren 8 Tische und 16 Bänkchen, 4000 Legestäbchen, unzählige Linsen, 95 kleine Schiefertafeln, eine Wiege, 4 Flöten und Tiere aus Holz und vielem anderen mehr. Pfarrer Lang äußerte sich dem Dekan gegenüber, er wolle das „Kinderschüle“ der Kirchengemeinde übergeben, sobald alle auf ihm ruhenden Schulden beglichen seien. Dies geschah am 1.04.1904, allerdings erst nach seinem Tod. Seine Erben boten das „Schüle“ der Kirchengemeinde mit der Bedingung an, dass die Restschuld von 350 Mark übernommen werde, was seitens des Kirchengemeinderats gerne akzeptiert wurde-
Bahnbrecher für das Kindergartenwesen in Hülben
Pfarrer Lang war Bahnbrecher für das Kindergartenwesen in Hülben. „Zum Preis des Herrn sei gesagt, sie hat bis jetzt unerwartet reiche und schöne Früchte getragen“. Diese bescheidenen Worte schrieb der Pfarrer 1890 dem Dekan nach Urach im Zusammenhang mit seiner Initiative zur Gründung einer Kleinkinderschule. 1904 übernahm die evangelische Kirchengemeinde das „Kinderschüle“. Bis heute ist sie Träger geblieben. 1954 ließen die Verantwortlichen die Einrichtung für 70 000 DM erweitern und renovieren. Bis dato nahm die Kinderzahl immer mehr zu. 1962 gingen 140 Kinder ins „Schüle“. Im gleichen Jahr wurde deshalb die dritte (!) Erzieherin eingestellt. In den 70er Jahren begannen Überlegungen seitens des Kirchengemeinderats, ein neues Kindergartengebäude am gleichen Standort zu planen, weil zahlreiche Anforderungen nicht mehr erfüllt werden konnten. Das Gebäude wurde abgerissen. Anfang der 80er Jahre beauftragte die Kirchenleitung schließlich einen Architekten, um neu zu planen. Seit 2013 gehört das Gebäude der Kommune. Was den gesellschaftlichen Wandel und die damit einhergehenden Veränderungen angeht, so werden diese im hiesig gefeierten Jubiläumsjahr, ganz besonders deutlich. Heute besuchen rund 100 Mädchen und Buben den Kindergarten. 15 Erzieherinnen kümmern sich um den Nachwuchs, was über neun Jahrzehnte lang unter der Leitung und Fürsorge von Großheppacher Schwestern geschah.
Text: Patricia Kozjek
Quelle: Heimatbuch Hülben
Fotografie: Gerhard Dümmel, Gemeinde Hülben und Thomas Blank